Der Rückruf mit der Hundepfeife funktioniert meist zuverlässiger, als mit einem verbalen Kommando, wie „hier“, „komm’ her“ oder „zu mir“. Vorausgesetzt, das Pfeifsignal ist langsam aufgebaut, gut konditioniert und Du wiederholst es immer wieder, damit es im Gedächtnis gut sitzt. Erst, wenn ein Kommando in „Fleisch & Blut“ übergeht, ist es gelernt und zuverlässig einsetzbar.

Das Pfeifenkommando ist deswegen so wertvoll, da es immer gleich ist und keine weiteren Informationen mitschwingen. Verglichen mit Deiner Stimme, ist ein Pfeifenton

  • klar
  • deutlich
  • unmissverständlich
  • auf weite Distanzen immer gleich im Ton
  • bei schlechter Witterung gut hörbar
  • auch bei unterschiedlichem Pfeifdruck immer der gleiche Pfeif-Ton
  • nicht emotional, denn Stimmungen und emotionale Verfassungen werden nicht mittransportiert

Deine Stimme transportiert immer Zusatzinformationen mit. Eine hohe Stimme ist zu wenig souverän, oft zu aktivierend (belohnend) und wenig bestimmt. Gerade Frauen bekommen oft eine hohe Stimme, wenn sie aufgeregt sind, nervös sind oder Angst haben. Dadurch erkennt Dein Hund automatisch, ob Du unsicher und nervös bist. Er nimmt über Deine Stimme wahr, ob Du wütend oder ängstlich bist. Denn, wenn der Hund nicht schnell genug zu uns zurückkommt, steigt in uns Menschen manchmal die Wut hoch und genau das signalisieren wir auch zuverlässig. Der Hund kann den Grund für unseren Ärger leider nicht verstehen und beschwichtigt uns, indem er noch langsamer wird in seinem Tun. Ein Teufelskreis entsteht und das ist oft ein Grund dafür, warum der Hund nicht mehr zuverlässig zu uns zurückkommt.

So gelingt der Rückruf mit der Pfeife

Lerntheoretisch bedeutet es, dass Du Deinen Hund auf die Pfeife konditionierst. Der zuerst neutrale Pfeifton wird durch die Futterbelohnung positiv verstärkt und wird zu einem konditionierten Signal, welches eine Belohnung ankündigt. Dein Hund lernt, dass es bei genau diesem Pfeif-Signal eine tolle Belohnung für ihn gibt. Das ist genau jene Motivation, die ihn auch dazu bringt – in noch so spannenden Situationen – zu Dir zurück zu kehren.

Das braust Du, um das Pfeifen-Kommando richtig aufzubauen

Du möchtest, dass Dein Hund sofort und zuverlässig zu Dir kommt, wenn Du ihn rufst? Dann bereite Dich gut darauf vor. Das sind die Dinge, die Du dafür benötigst:

  • Ein Ziel, welches Du erreichen willst: Zuverlässiges Herankommen in jeder Situation
  • Einen Plan, wie Du Schritt für Schritt an Dein Ziel kommst
  • Eine für den Hund hochwertige und besonders erstrebenswerte Belohnung
  • Eine Hundepfeife, wie z. Bsp. die ACME Pfeife
  • Ein Pfeif-Signal: Ich verwende des Doppel-Pfiff, da er üblicherweise im Jagdhundetraining und Dummytraining bei Retrievern eingesetzt wird. Dein Signal kannst Du aber wählen, wie Du willst. Es muss nur IMMER gleich sein.
  • Studiere das Pfeif-Signal vorher ein – ohne Hund – damit Du im Training das richtige und immer gleiche Signal pfeifst
  • Beobachte Deinen Hund und die Situation gut, denn exaktes Timing ist enorm wichtig

Die perfekte Belohnung

Damit der Pfeifen-Rückruf auch wirklich funktioniert, solltest Du auch eine sehr attraktive Belohnung für Deinen Hund bereithalten. Bereite etwas vor, was Dein Hund sehr gerne frisst und was Du bisher nicht als Leckerli verwendet hast.

Wenn Du nicht ganz sicher bist, was Deinem Hund wie gut schmeckt, dann teste es einfach mal im Vorfeld. Erstelle ein Leckerli-Ranking und überlege, was Dein Hund wirklich zum Fressen gerne hat. Trockenfutter wird weniger attraktiv sein, als frisches Rindfleisch (Faschiertes, Rinderhack). Leberaufstrich wird intensiver duften, als eine Karotte. Wenn Du Ideen brauchst, dann findest Du hier eine gute Anleitung, wie Du ein Leckerli-Ranking erstellst.

Hunde, die weniger futtermotiviert sind, kann man mit einem gemeinsamen Spiel gut aus der Reserve locken.

Damit das Pfeifen-Training auch fruchtet

  • Verwende die Pfeife nur im Training und nicht zwischendurch einmal zum Spaß.
  • Mache Deinen Hund langsam mit dem neuen Signal vertraut. Gehe Schritt für Schritt vor.
  • Teste nicht nach ein paar Tagen, ob der Doppel-Pfiff schon in aufregenden Situationen funktioniert. Denn das Kommando muss fest sitzen bis das möglich ist.
  • Lass Dir Zeit und erwarte keinen Blitz-Erfolg in wenigen Tagen. Kommandos müssen sehr oft in unterschiedlichen Situationen wiederholt werden, damit sie sich einprägen.
  • Baue das Pfeifen-Training in den Alltag ein, damit es zur geliebten Gewohnheit wird.

So trainierst Du den der Rückruf mit der Pfeife

Schritt 1: Verknüpfe den Doppel-Pfiff mit der Futterbelohnung

Setze den Doppel-Pfiff das erste Mal ein, bevor Du Deinem Hund das Futter hinstellst. Bereits hier ist das Timing entscheidend, damit Dein Hund den Doppel-Pfiff mit dem Futter in Verbindung bringt und richtig verknüpft. Pfeife erst, wenn Dein Hund auf dem Weg zum Futter ist. Nicht, wenn er noch sitzt und auch nicht, wenn er schon frisst. Der Doppel-Pfiff sollte genau in der Zeitspanne ertönen, wenn Dein Hund zu Dir herläuft um das Futter zu erhalten.

Am besten steht der Napf noch auf dem Tisch. Setze Deinen Hund ein paar Meter weiter von Dir ab. Sodass er Dich gut sehen kann und keine Hindernisse im Weg stehen. Eine andere Person kann auch helfen, indem sie den Hund hält, wenn „bleib“ noch nicht möglich ist. Dann nimmst Du den Napf und stellst das Futter auf den Boden. Wenn Dein Hund losläuft zum Futter, pfeifst Du zwei Mal kurz hintereinander.

Diese Übung kannst Du täglich in die Fütterung einbauen und Dein Hund wird das Kommando bereits in wenigen Tagen gut verknüpft haben.

Schritt 2: Übe den Doppel-Pfiff unter reizarmen Bedingungen

Damit Dein Hund langsam versteht, was es mit dem Pfeifen auf sich hat, trainiere das Herankommen zunächst in der Wohnung, Haus und Garten. Die Umgebung ist Deinem Hund gut bekannt und sie bietet keine Ablenkung durch andere Reize.

Sehr gut bietet sich ein langer Flur an, der Deinen Hund automatisch in eine bestimmte Richtung lenkt, nämlich gerade aus zu Dir. Setze Deinen Hund an einem Ende ab. Auch hier, kann eine zweite Person helfen, wenn Dein Hund nicht von alleine sitzen bleibt. Dann gehe ans andere Ende und hocke Dich hin. Das ist wesentlich einladender für Deinen Hund. Denn ein aufrecht stehender Mensch wirkt auf einen Hund bedrohlich. Macht man sich etwas kleiner, kommt der Hund gleich freudiger.

Und jetzt kommt es auf das Timing an: Ermuntere Deinen Hund zu Dir zu kommen indem Du seinen Namen rufst. Sowie Du seine Aufmerksamkeit hast und Dein Hund zu Dir läuft, pfeife das Signal und belohne ihn mit einem tollen Leckerli, wenn er bei Dir ist.

Wiederhole diese Übung 3 bis maximal 5 Mal pro Trainingseinheit und 2-3 Mal pro Tag. So schaffst Du es, dass Dein Hund das Kommando schnell versteht. Übe auch an nachfolgenden Tagen mit mehreren Wiederholungen. Schon bald wird Dein Hund das Pfeif-Signal positiv verknüpft haben und wissen, dass darauf eine tolle Belohnung folgt.

Schritt 3: Steigere den Schwierigkeitsgrad und erhöhe die Distanz

Wenn Du merkst, dass Dein Hund sehr freudig und noch viel schneller zu Dir läuft, wenn er den Pfeifton hört, dann hat er es raus! Wenn möglich, kannst Du nun die Distanz zwischen euch vergrößern. Und mal in einen anderen Raum gehen und pfeifen, während eine andere Person Deinen Hund hält. Sowie Dein Hund freudig kommt, belohnst Du ihn freudig.

Während Dein Hund zu Dir läuft, darfst Du ihn ruhig anfeuern. Zeige ihm auf diese Weise, dass er es richtig macht!

Schritt 4: Steigere den Grad der Ablenkung

Wenn Du einen Garten zur Verfügung hast, dann kannst Du Deinen Hund auch dort absetzen und ihn mit dem Doppel-Pfiff zu Dir rufen. Wieder kann eine zweite Person sehr hilfreich sein, wenn der Hund nicht am Ort sitzen bleibt. Denke daran, dass Dein Hund hier auch abgelenkt werden kann. Darum pfeife nur, wenn Du seine Aufmerksamkeit hast und Du auch sicher bist, dass er kommen wird. Denn er muss lernen, sofort zu kommen und nicht nach dem dritten Pfiff.

Wenn es im Garten gut klappt, kannst Du den Rückruf mit der Pfeife auch draußen gut üben. Anfangs am besten noch an der langen Schleppleine. Dafür eignet sich beispielsweise ein einsamer Waldweg oder eine Schotterstraße, wo Du auf die gleiche Weise, wie im Flur ganz zu Beginn, vorgehst.

Setze Deinen Hund ab und pfeife ihn zu Dir. Zeige Deinem Hund, dass Du Dich wahnsinnig darüber freust, dass er so schnell und verlässlich kommt. Feuer ihn an, lache fröhlich und belohne ihn reichlich. Denke auch hier daran, dass er lieber kommen wird, wenn Du ihn aus einer hockenden Position zu Dir pfeifst.

Wiederhole die Übung auf vielen anderen, unbekannten Plätzen und steigere Dich in dem Du unter steigender Ablenkung trainierst. Wenn Du an irgendeinem Punkt die Schleppleine weglässt, pfeife nur, wenn Du Dir absolut sicher bist, dass Dein Hund auch kommt. Sonst musst Du wieder einen Schritt zurückgehen im Training und es Deinem Hund einfacher machen.

Darauf solltest Du noch achten

Auch, wenn der Rückruf mit der Pfeife schon gut funktioniert, übe ihn trotzdem immer wieder. Denn, wenn Du den Rückruf nur dann einsetzt, um Deinen Hund anzuleinen, von anderen Hunden zurückzurufen oder ihn vom Jagen abzuhalten, dann wird das Signal schnell seinen Reiz verlieren.

Lass es spannend bleiben. Dabei kannst Du auch bei der Belohnung Unterschiede machen. Manchmal bekommt Dein Hund nichts zu fressen, dafür viel Lob. Ein anderes Mal folgt ein tolles Spiel. Vergib auch mal einen Jackpot, wenn Dein Hund perfekt reagiert hat. Auf diese Weise bleibt es spannend für Deinen Hund, denn Du bist nie vorhersehbar für ihn. Und: Die Motivation Deinem Signal zu folgend bleibt größer, als anderen Verlockungen nachzugeben 😉

Viel Spaß beim Trainieren!