Die Physiotherapie ist eine sehr wertvolle und wirkungsvolle Methode Deinem Hund zu mehr Bewegungsfreiheit und Leistungsfähigkeit zu verhelfen. Doch wie erkennt man Verspannungen und Schmerzen beim Hund? Und mit welchen Therapien kann man seinem Hund helfen, wenn er Probleme mit seinem Bewegungsapparat hat? Zu diesen Themen und mehr habe ich die spazialisierte Tierärztin, Dr. Ingeborg Hein interviewt.

Dr. Ingeborg Hein ist eine besondere Tierärztin, denn sie hat ganz spezielle Schwerpunkte in Ihrer täglichen Arbeit gesetzt. Sie hat sich der Physiotherapie für Kleintiere und Pferde verschrieben, bietet Chiropraktik, Osteopathie und Akupunktur an, zudem auch Cranio-Sacrale Energiearbeit für Mensch und Hund 😉

Woran erkennt man, dass der Hund Probleme mit dem Bewegungsapparat hat?

Dr. Ingeborg Hein: Es gibt eine Vielzahl an Hinweisen darauf, dass ein Hund Probleme mit dem Bewegungsapparat hat. Anfangs kann es sein, dass die Bewegung einfach „unrund“ aussieht und sich das Gangbild verändert. Beispielsweise zeigt er statt Schritt einen Pass – das bedeutet, dass sich die Beinpaare einer Seite gleichzeitig statt zeitversetzt nach vorne bewegen. Wobei das nicht immer ein Anzeichen für ein Problem sein muss – manche Hunde wählen den Pass auch als Übergangsgangart zwischen dem langsamen Schritt und dem schnelleren Trab.

Vielen Besitzern fällt auch auf, dass ihr Hund schwerer aufsteht oder sich mühsam hinlegt, nicht mehr so lange spazierengehen möchte oder sich beim Spazierengehen hinsetzt oder hinlegt. Manche verweigern oder zögern, wenn sie ins Auto springen sollen oder auf die Couch, das Bett… Probleme beim Stiegensteigen und schief sitzen können auch Zeichen für Beschwerden mit dem Bewegungsapparat sein.

Im schlimmsten Fall beginnt der Hund deutlich zu humpeln, mit einer Pfote zu schleifen oder kann ein Bein gar nicht mehr belasten. Nächtliche Unruhe (hecheln, immer wieder aufstehen, häufiger Wechsel der Schlafposition) können Zeichen für Schmerzen beim Liegen sein.

Wann kann Physiotherapie dem Hund helfen und wie?

Dr. Ingeborg Hein: Die Physiotherapie umfasst ein breites Spektrum an Therapiemethoden wie zB.

  • Stromanwendungen
  • Magnetfeld
  • Lasertherapie
  • Ultraschall
  • Kälte- und Wärmeanwendungen

Bei Stromanwendungen und der Magnetfeldtherapie geht es zumeist darum, eine entzündungshemmende und schmerzreduzierende Wirkung zu erzielen. Wie beim Menschen auch, gibt es bei Hunden individuelle Unterschiede, wie gut sie auf die verschiedenen Therapiemethoden ansprechen. Man wählt auch danach aus, ob es ein lokales Problem gibt oder ob mehrere Probleme vorliegen. Entsprechend wird man eher eine Ganzkörpermethode wählen wie beispielsweise die Magnetfeldtherapie. Zusätzlich spielt es eine Rolle, ob der Besitzer die Anwendung auch zu Hause durchführen kann und möchte. Einige Formen der Stromanwendung, Magnetfeldtherpie sowie Kälte- und Wärmeanwendungen sind dazu gut geeignet.

Im weiteren Sinne gehören auch aktive und passive Bewegungsübungen sowie manuelle Formen der Behandlung zur Physiotherapie:

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Massage
  • Faszienlockerung ähnlich dem Rolfing
  • Chiropraktik
  • Osteopathie

Bei diesen Behandlungsformen geht es in erster Linie darum, Beweglichkeit wieder herzustellen und Muskelkraft aufzubauen. Eine Ausnahme stellt die manuelle Lmphdrainage dar. Das ist eine spezielle Massagetechnik, die entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung hat.

Was versteht man unter Cranio Sacraler Behandlung und was ist das Besondere daran?

Dr. Ingeborg Hein: Die Cranio-Sacrale Behandlung hat sich aus einem Teilgebiet der Osteopathie entwickelt. Bei der klassischen Cranio-Sacralen Osteopathie nach Upledger geht es darum, eine rhythmische Bewegung des Schädels (=Cranium) zu erfühlen. Im Sinne eines Ausdehnens und Zusammenziehens, ähnlich einer Atembewegung, die sich entlang der Wirbelsäule bis zum Kreuzbein (=Sakrum) fortführt. Gleichzeitig hilft man dem Körper durch feine Impulse, Einschränkungen in dieser Bewegung aufzulösen.

Als Erklärungsmodell für diese Bewegung dient die postulierte periodische Bildung und Rückresorption der Flüssigkeit, in der das Gehirn und das Rückenmark eingelagert sind. Aus dieser Richtung der Osteopathie hat sich die Cranio Sacrale Behandlung entwickelt. Sie ist eine sehr tiefgreifende Form der Behandlung, die auf das Erspüren und Auflösen von Spannungszuständen im gesamten Körper abzielt. Diese entstehen durch Probleme, wie z.Bsp.

  • Entzündungen in den Gelenken
  • Entzündungen der Muskeln
  • Entzündungen in den Organen
  • Psychischer Stress

Das Gewebe in diesen Körperregionen ist weniger beweglich. Da im Körper eigentlich jede Struktur mit jeder anderen in Verbindung steht, ist dabei immer der gesamte Körper betroffen. Somit kann in vielen Fällen die Ursache für einen Schmerz an einer anderen Stelle als dieser selbst zu finden sein. Bei der Behandlung werden die Spannungszustände kurzfristig verstärkt, sodass der Körper den Impuls bekommt, dort lockerzulassen.

Macht es Sinn eine Cranio Sacrale Behandlung beim Hund durchzuführen auch, wenn keine sichtbaren Probleme zu erkennen sind?

Dr. Ingeborg Hein: Diese Frage kann ich ganz klar mit „ja“ beantworten! Die zuvor angesprochenen Spannungszustände bzw. Bewegungseinschränkungen im Gewebe und den Gelenken entstehen in vielen Fällen bereits bevor es zu sichtbaren Einschränkungen der Beweglichkeit des Hundes kommt. Zudem führt diese Technik auch einen tiefgehenden Entspannungszustand herbei, was nicht nur für uns Menschen sondern auch für unsere Hunde sehr angenehm ist.

Welche Tipps für den Alltag haben Sie die den Hund fit halten?

Dr. Ingeborg Hein: Im Prinzip alles, was die Beweglichkeit erhält und fördert.

  • Lange Spaziergänge gerne auch bergauf
  • Schwimmen
  • Diverse Hundesportarten

Ein Training der tiefen Muskulatur ist auch sinnvoll, da es die Verletzungsgefahr bei „Fehltritten“ reduziert. Dazu sind Übungen am Balancekissen wunderbar geeignet.

Nicht zuletzt ist auch die Erhaltung des optimalen Körpergewichtes für die Fitness des Hundes von sehr großer Bedeutung. Schlanke Hunde sind beweglicher und überlasten ihre Gelenke nicht. Das alles führt in eine Positivspirale, was die Fitness und die Bewegungsfreude unserer Hunde betrifft.

 

„Verwöhnstunden für Mensch & Hund“

Dr. Ingeborg Hein

Frau Dr. Ingeborg Hein bietet immer wieder Cranio Sacrale Behandlungen für Mensch & Hund an. Bei dieser Gelegenheit hast Du die Möglichkeit Dich mit Deinem Hund gemeinsam verwöhnen zu lassen. Nacheinander versteht sich 😉 So kannst Du diese sanfte Therapieform auch selbst kennenlernen und ihre Wirkungsweise genießen. Für mehr Infos schau hier mal nach: Cranio Sacrale Energiearbeit